Bei diesem Thema spalten sich einmal wieder die Gemüter. Im Zusammenhang mit Soja hört man oft Aussagen wie „Durch den hohen Sojakonsum von vegan/vegetarisch lebenden Menschen wird der Regenwald zerstört“ oder „Soja verweiblicht die Männer, da es Östrogen enthält“. Auch unter den vegan lebenden Menschen wird das Thema kontrovers diskutiert. Aus diesem Grund möchten wir zu diesem Thema etwas Aufklärungsarbeit leisten.
Beginnen wir mit dem Argument der Zerstörung des Regenwaldes durch den Sojakonsum von vegan/vegetarisch lebenden Menschen.
Es ist tatsächlich so, dass aufgrund des Sojaanbaus Regenwald zerstört wurde/wird. Für die Anbausaison 2020/2021 prognostiziert die USDA (Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten) eine Anbaufläche von ca. 127 Millionen Hektar.
Zum Vergleich: Deutschland hat eine Fläche von 35,7 Millionen Hektar.
Die Menge an „produziertem“ Soja beträgt dabei rund 363 000 Tonnen. „Puh, damit kann man aber viel Tofu, Sojamilch und Sojasoße produzieren“ denken sich vielleicht jetzt manche und ja das könnte man. Von dieser Menge werden allerdings nur ungefähr 2% für die Produktion von Sojaprodukten zum menschlichen Verzehr genutzt. Der größte Anteil (ca. 80%) wird zu Sojamehl verarbeitet und zur Fleisch-, Milch-, Käse- und Eierproduktion verwendet, da es zur Fütterung von Nutztieren eingesetzt wird.
Das bedeutet, Soja zerstört den Regenwald ja, allerdings ist dies nicht auf den hohen Konsum von Sojaprodukten zurückzuführen. Da Soja auch in Deutschland wächst, gibt es mittlerweile sogar einige Sojaprodukte wie Tofu, der aus heimischem Soja hergestellt wurde.
Die Sojabohne ist an sich nicht nur eiweißreicher und fettreicher als z.B. Kidneybohnen oder Kichererbsen, sondern enthält auch sogenannte „Phytoöstrogene“. Da diese Stoffe aus Pflanzen, wie der Name schon nahelegt, eine ähnliche Wirkungsweise im menschlichen Körper auslösen können wie die vom Körper selbst produzierten Östrogene, wird Soja oft nachgesagt, es bringe den Hormonhaushalt durcheinander und verweibliche Männer.
Generell könnte man Soja ganz einfach aus seiner Ernährung streichen und hätte dadurch keinerlei Nachteile. Da Soja aber ein vollständiges Aminosäureprofil aufweist (d.h. alle 9 essenziellen Aminosäuren enthält) ist es ein hervorragender pflanzlicher Eiweißlieferant und bietet hat auch geschmacklich einiges zu bieten.
Wie oben bereits erwähnt, sind Phytoöstrogene eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem weiblichen Sexualhormon. Phytoöstrogene unterscheiden sich aber hinsichtlich ihrer Wirkung dadurch, dass diese 100-, oft sogar 1000- bis 10000-fach geringer ist als die von Östrogen. Bei übermäßigem Verzehr kann es jedoch dazu kommen, dass sie im Vergleich zu Östrogen in 1000-10000-facher Konzentration im Körper vorhanden sind. Das ist relativ unwahrscheinlich, da das theoretisch nur möglich ist, wenn man sich ausschließlich von Sojaprodukten ernährt.
Hier ein kleines Beispiel wie viel Soja täglich und über einen langen Zeitraum verzehrt werden müsste, um so viele Phytoöstrogene aufzunehmen, damit sie sich negativ auf den männlichen Hormonhaushalt auswirken:
Es müsste täglich z.B. 1l Sojamilch, zusammen mit 700g Tofu und 500g gekochten Sojabohnen verzehrt werden.
Da die Phytoöstrogene eine Ähnlichkeit mit den Östrogenen haben, docken sie auch an die gleichen Rezeptoren im Körper an wie diese. Weil Phytoöstrogene aber eine eher schwache Östrogene Wirkung haben (im Vergleich zu Östrogenen) können sie im Organismus sozusagen auch als anti-östrogen dienen. Sie verhindern nämlich, dass das stärker wirksame Östrogen an die blockierten Rezeptoren andocken und wirken kann.
Übermäßig verzehrt können selbst gesunde Lebensmittel negative Auswirkungen auf unseren Körper haben. Sojaprodukte stellt bei moderatem Verzehr kein gesundheitliches Risiko dar, sondern bringt sogar einige gesundheitliche Vorteile mit sich.
So konnte gezeigt werden, dass ein regelmäßiger Verzehr von Sojaprodukten zu einer Verringerung des LDL-Cholesterinspiegels („schlechtes“ Cholesterin) bei gleichzeitiger Senkung des HDL-Cholesterinspiegels („gutes Cholesterin) führen kann. Außerdem konnte ich Metaanalysen nachgewiesen werden, dass der Verzehr von Soja eine schützende Rolle bei der Prävention von Magenkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs und Lungenkrebs spielt.
Unser Ziel mit diesem Artikel war es, dir die unberechtigte Sorge vor dem Verzehr von Sojaprodukten zu nehmen. Soja liefert dir, neben hochwertigem Protein, sekundäre Pflanzenstoffe und ist zuträglich für deine Gesundheit und da man meistens sowieso nicht täglich z.B. ½ kg Tofu verzehrt (was man jeden Tag machen könnte ohne negative Auswirkungen durch Phytoöstrogene befürchten zu müssen) ist es auch nicht tragisch, wenn es an manchen Tagen auch etwas mehr ist.
Quellen:
Anderson, J. W., Johnstone, B. M., & Cook-Newell, M. E. (1995). Meta-analysis of the effects of soy protein intake on serum lipids. The New England journal of medicine, 333(5), 276–282.
Applegate, C. C., Rowles, J. L., Ranard, K. M., Jeon, S., & Erdman, J. W. (2018). Soy Consumption and the Risk of Prostate Cancer: An Updated Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients, 10(1), 40.
Chen, M., Rao, Y., Zheng, Y., Wei, S., Li, Y., Guo, T., & Yin, P. (2014). Association between soy isoflavone intake and breast cancer risk for pre- and post-menopausal women: a meta-analysis of epidemiological studies. PloS one, 9(2), e89288.
Hamilton-Reeves, J. M., Vazquez, G., Duval, S. J., Phipps, W. R., Kurzer, M. S., & Messina, M. J. (2010). Clinical studies show no effects of soy protein or isoflavones on reproductive hormones in men: results of a meta-analysis. Fertility and sterility, 94(3), 997–1007.
Ko, K. P., Park, S. K., Yang, J. J., Ma, S. H., Gwack, J., Shin, A., Kim, Y., Kang, D., Chang, S. H., Shin, H. R., & Yoo, K. Y. (2013). Intake of soy products and other foods and gastric cancer risk: a prospective study. Journal of epidemiology, 23(5), 337–343.
Statista (2020) Anbaufläche von Sojabohnen Weltweit. Zugriff am 07.01.2021. Verfügbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/443191/umfrage/anbauflaeche-von-sojabohnen-weltweit/#:~:text=Diese%20Statistik%20zeigt%20die%20gesamte,von%20rund%20127%20Millionen%20Hektar.
Statista (2020) Produktionsmenge von Sojabohnen Weltweit. Zugriff am 07.01.2021. Verfügbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/218940/umfrage/produktionsmenge-von-sojabohnen-weltweit/
Wu, S. H., & Liu, Z. (2013). Soy food consumption and lung cancer risk: a meta-analysis using a common measure across studies. Nutrition and cancer, 65(5), 625–632.
0 Kommentare